Die ersten "hundert" Jahre

1856 – 1941

Johannes Kuhlo kam 1856 als Sohn des evangelischen Pastors Eduard Kuhlo (1822–1891) zur Welt, der der neupietistischen Erweckungsbewegung angehörte und sogenannte Jünglings- und Jungfrauenvereine gründete, um junge Menschen religiös zu unterrichten. Auf der Arbeit seines streng bibeltreuen Vaters konnte Johannes Kuhlo später aufbauen.

Kuhlo war zeit seines Lebens musikalisch engagiert. Zusammen mit dem Bielefelder Instrumentenbauer Ernst David konstruierte er das nach ihm benannte Kuhlohorn. Bereits als 25-Jähriger war er nach vielen Bläsertreffen und -schulungen so bekannt und erfolgreich, dass er den Beinamen „Posaunengeneral“ erhielt. Er selbst bezeichnete sich als „Mitarbeiter am Psalm 150“.

Auf Kuhlo geht die „Klavierschreibweise“ für Trompeten und Hörner zurück, bei der die Noten klingend, also in der wirklich erklingenden Tonhöhe, geschrieben werden („C-Notation“). Diese hatte er eingeführt, damit das Zusammenspiel von Gemeinde, Orgel, Chor und Posaunenchor problemlos möglich wurde. Sein Klangideal beruhte auf der Auffassung, dass die Posaunenchöre möglichst genau einen Vokalchor imitieren sollten. Deshalb bevorzugte er Hörner aller Art. Eine Haltung, die schon zu Lebzeiten kritisiert wurde.

Der Namen Johannes Kuhlo ist mit der Posaunenchorgeschichte in Deutschland aufs Engste verbunden. Seine Person wurde divinisiert und glorifiziert, so dass er schließlich eine ähnliche Position einnahm wie Luther im Protestantismus.
In der jüngeren Zeit wird Kuhlos übersteigerter Nationalismus zurecht als äußerst problematisch empfunden. Nach eigenen Worten „konservativ bis auf die Knochen“, musizierte er auf Wahlveranstaltungen, bei „Kaiserhuldigungen“ und, ein Jahr vor der Machtergreifung Mitglied in der NSDAP, musizierte er mehrfach für Hitler.
Kuhlos Anfälligkeit für antisemitisch-faschistisches Gedankengut, seine blinde Verehrung und euphorische Gefolgsbereitschaft gegenüber Staatsmännern, die dieses Vertrauen keinesfalls verdient haben, kann und darf in der modernen Posaunenchorbewegung keine Rolle mehr spielen, ganz im Gegenteil.